Bundeswehr-Ausbildungskompetenz?: Lehrstoff: Sexuelle Nötigung, Gewaltrituale, Erniedrigungen von Rekruten – Die neue Karriere bei der Bundeswehr

Finanzmarkt- und Konzernmacht-Zeitalter der Plutokratie unterstützt von der Mediakratie in den Lobbykraturen der Geld-regiert-Regierungen in Europa, Innsbruck am 28.01.2017

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 Aus dieser Quelle zur weiteren Verbreitung entnommen: http://www.t-online.de/nachrichten/deutschland/militaer-verteidigung/id_80200884/bundeswehr-sex-rituale-bei-der-kampfretter-ausbildung.html

Bundeswehr-Skandal

Sex-Rituale bei der Kampfretter-Ausbildung

27.01.2017, 16:31 Uhr | Matthias Gebauer, Spiegel Online

 
Bundeswehr: Sex-Rituale bei der Kampfretter-Ausbildung. Im baden-württembergischen Pfullendorf sollen Elitesoldaten der Bundeswehr bizarre Rituale praktizieren. (Quelle: dpa/Symbolbild)

Im baden-württembergischen Pfullendorf sollen Elitesoldaten der Bundeswehr bizarre Rituale praktizieren. (Quelle: Symbolbild/dpa)

 

Ministerin von der Leyen muss sich mit einem neuen Bundeswehr-Skandal befassen: An einer Kaserne für Elitesoldaten in Pfullendorf wurden nach „Spiegel“-Informationen abscheuliche Ausbildungspraktiken und Gewaltrituale aufgedeckt.

Es geht um Erniedrigungen von Rekruten, Gewaltrituale unter Mannschaftssoldaten bis hin zur sexuellen Nötigung: Die Bundeswehr wird durch einen Skandal bei der Ausbildung von Elitesoldaten in der Staufer-Kaserne im baden-württembergischen Pfullendorf erschüttert.

Nach „Spiegel“-Informationen bestätigten interne und bisher geheim gehaltene Ermittlungen, dass bei der Ausbildung von Kampfrettern, im Militärjargon „Combat First Responder“ genannt, offenbar sexuell-sadistische Praktiken an der Tagesordnung waren. Zudem förderten die Recherchen abstoßende Gewaltrituale unter Wachsoldaten in der Kaserne zu Tage.

Von der Leyen schaltet sich ein

Verteidigungsministerin Ursula von der Leyen hat sich persönlich in den Skandal eingeschaltet. Nachdem Generalinspekteur Volker Wieker einen Sonderermittler an das Ausbildungszentrum Spezielle Operationen in Pfullendorf entsandt hatte, verdichteten sich die Vorwürfe so schnell, dass sieben Mannschaftssoldaten sofort entlassen wurden. Ihre Fälle wurden am Dienstag an die Staatsanwaltschaft Hemmingen übergeben.

Bei den Wachsoldaten geht es nach „Spiegel“-Informationen um den Verdacht der Freiheitsberaubung, gefährlichen Körperverletzung, Gewaltdarstellungen und Nötigung. Aus der Bundeswehr hieß es am Freitag, man müsse damit rechnen, dass noch weitere Fälle entdeckt würden.

Weiblicher Leutnant berichtet von Praktiken

Begonnen hatten die Ermittlungen, als sich im Oktober 2016 ein weiblicher Leutnant aus dem Sanitätsbereich an den Wehrbeauftragten Hans-Peter Bartels und direkt an die Ministerin wandte. Die Frau beschrieb, dass sie bei der Ausbildung der Kampfretter in Pfullendorf unfassbare Szenen erlebt habe: So hätten sich Rekruten bei der Ausbildung vor den Kameraden nackt ausziehen müssen. Vorgesetzte filmten mit, angeblich zu Ausbildungszwecken.

Ebenso berichtete sie, dass die Ausbilder medizinisch völlig unsinnige und offenbar sexuell motivierte Übungen wie das Einführen von Tamponade in den After mit männlichen und weiblichen Rekruten durchexerziert hätten. Auch dies sei fotografiert worden. Nach „Spiegel“-Informationen sollen sich beide Vorwürfe bei den bisherigen Recherchen bestätigt haben.

Ausbildung völlig aus dem Ruder gelaufen

Die sogenannten Kampfretter sind eine Elite-Einheit der Bundeswehr. Formal gehören sie zwar nicht dem geheim agierenden Kommando Spezialkräfte (KSK) an, trotzdem sieht sich die Einheit als Unterstützer der Kommando-Kräfte. In der Ausbildung trainieren die Soldaten regelmäßig die Rettung von Verletzten hinter den feindlichen Linien. Dabei wird auch das Szenario nachgestellt, dass die Soldaten gefangen genommen werden.

In der Staufer-Kaserne, das zeigen die Ermittlungen, ist diese Ausbildung offenbar völlig aus dem Ruder gelaufen. In einer ersten Unterrichtung für die Obleute des Verteidigungsausschusses, heißt es, die Ausbildung sei „hinsichtlich des Gebotes zur Achtung der Würde des Menschen, der sexuellen Selbstbestimmung und des Schamgefühls unangemessen“ gewesen.

Bereits 2015 erste Hinweise

Nach „Spiegel“-Informationen entschied das Ministerium deswegen, den Kommandeur der Kaserne, Oberst Thomas Heinrich Schmidt, zwei weitere Stabsoffiziere und zwei Unteroffiziere umgehend auf irrelevante Posten zu versetzen, um „einen Neuanfang zu ermöglichen“. Oberst Schmidt kommandiert die Staufer-Kaserne seit 2013.

Die weiteren Ermittlungen sollen nun zeigen, ob Führungssoldaten die Zustände bei der Sanitäts-Ausbildung geduldet oder sogar unterstützt haben. Besonders gravierend sei, so hieß es aus der Bundeswehr, dass es bereits 2015 erste Hinweise auf die Verfehlungen bei der Ausbildung und Mobbing gegen Frauen gegeben hatte.

Bei den anschließenden Nachforschungen aber kam nichts Greifbares heraus. „Die Häufung der bisher bekannt gewordenen Ereignisse zeigt gravierende Defizite in der Führung“, heißt es dazu in der Information für den Bundestag als Begründung für die Versetzungen.

Bizarre Erniedrigungsrituale

Im Ministerium ist man von den Ergebnissen der Ermittlungen schockiert. So kam neben den erschütternden Praktiken bei der Sanitäter-Ausbildung auch heraus, dass unter den Mannschaftssoldaten zur Bewachung der Kaserne anscheinend bizarre Erniedrigungsrituale an der Tagesordnung waren.

Demnach fesselten sich die Wachsoldaten gegenseitig an Stühle, mussten stundenlang so verharren und wurden mit Wasserschläuchen abgespritzt. Auch von den Ritualen, die an Hollywood-Filme wie „Eine Frage der Ehre“ erinnern, wurden offenbar regelmäßig Fotos gemacht.

Das hässliche Bild einer Chauvinisten-Truppe

Die Bundeswehrführung müht sich, den Skandal möglichst umfassend aufzuklären. Gerade für Ministerin von der Leyen, die ihrer Truppe mit PR-Kampagnen und vielen Millionen für eine moderne Kaserneneinrichtung ein besseres Image verordnete, kommen die haarsträubenden Berichte politisch mehr als ungelegen.

Statt einer professionellen Armee, die für junge Menschen eine interessante Karriere bietet, erhält die Bundeswehr durch die Vorgänge in der Staufer-Kaserne wieder das hässliche Image einer männergeprägten Chauvinisten-Truppe, in der Rituale wie Erniedrigung bis hin zu den sexuell-sadistischen Ausbildungsmethoden weiterhin Platz haben und von den Vorgesetzten nicht geahndet werden.

„Niemand weiß, was da noch alles rauskommt“

In der Unterrichtung für den Bundestag wird deswegen betont, die Ermittlungen gingen weiter, weitreichende Konsequenzen seien möglich. Generalinspekteur Wieker will in den nächsten Tagen den Standort Pfullendorf inspizieren. Ministerin von der Leyen will anlässlich einer anstehenden Tagung zum Thema „Sexuelle Orientierung und Identität in der Bundeswehr“ mit allen Inspekteuren der Teilstreitkräfte ein ernstes Gespräch führen.

Die Tagung war eigentlich als Symbol der weiteren Modernisierung der Bundeswehr gedacht. Nun schwebt über ihr die bange Frage, ob die skandalösen Zustände in Pfullendorf auch an anderen Kasernen der Bundeswehr zum Alltag gehören. „Niemand weiß, was da noch alles rauskommt“, hieß es dazu in der Spitze des Ministeriums. 

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