Hypo Trottel oder Verbrecher? Zur Mischung aus totaler Selbstüberschätzung, fachlicher Inkompetenz, …

Finanzmarkt- und Konzernmacht-Zeitalter der Plutokratie unterstützt von der Mediakratie in den Lobbykraturen der Geld-regiert-Regierungen in Europa, Innsbruck, 2014-04-04

Liebe BlogleserIn,

aus dieser Quelle zur weiteren Verbreitung entnommen: http://www.format.at/articles/1413/581/373783/der-zombie-hypo 

Der Zombie namens Hypo

  • Wie ist es überhaupt möglich, dass über 60 Prozent der Kredite einer Bank faul sind? trend erklärt die Mischung aus Verbrechen, Dreistigkeit, Faulheit, Größenwahn – und ein klein wenig Pech.
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    Im vertraulichen Gespräch findet mancher heutige Hypo-Manager drastische Worte zur Beschreibung der Katastrophe: „Wir sind in einem Auto ohne Bremsen, ohne Licht und ohne Führerschein auf einer Straße mit tiefen Schlaglöchern mit 180 Sachen betrunken schnurstracks an die Wand gefahren.“

    Die Steuerzahler hat die Kärntner Pleitebank „Hypo Group Alpe-Adria“ (HGAA) seit der Notverstaatlichung 2009 schon 4,8 Milliarden Euro gekostet.
    Finanzminister Michael Spindelegger muss in wenigen Tagen noch eine weitere Milliarde überweisen, damit die Hypo eine Bilanz für 2013 erstellen kann. Die wiederum ist Voraussetzung für die Gründung einer Bad Bank, im Fachjargon: außerordentliche Abwicklungsgesellschaft mit beschränkter Haftung. Aus der HGAA wird also die AAGH – die weitere Staatsmilliarden verschlingen wird.


    Ein Volumen von 17,8 Milliarden Euro wird in die Bad Bank transferiert. Etwa 4,3 Milliarden Euro bestehen aus Bargeld, Wertpapieren und rund 1500 Immobilien, die laut Hypo etwa 2,5 Milliarden Euro wert sind: etwa das Hauptquartier in Klagenfurt, Einkaufszentren oder Gewerbe-, Industrie-, Büro- und Wohnflächen mit guten Mieterträgen. Diese Vermögenswerte sollten sich ohne große Verluste zu Geld machen lassen. 13,5 Milliarden Euro sind Kredite, fünf Milliarden davon sind als „gesund“ einzustufen, werden von den Bankkunden also regelmäßig bedient. Bleiben 8,5 Milliarden Euro an faulen Krediten und Leasinggeschäften, die „Non-performing Loans“. Für diese wurde seit mindestens 90 Tagen keine einzige Rate zurückgezahlt.

    Und genau da taucht die entscheidende Frage bei der Erklärung des Hypo-Desasters auf, die sich die Österreicher zunehmend stellen: Wie ist es möglich, dass über 60 Prozent eines Kreditportfolios faul sind? Diese Zahl ist reif fürs Guinnessbuch der traurigen Rekorde. Andere Banken, die in den gleichen Regionen wie die Hypo aktiv sind, kommen nicht einmal auf ein Drittel dieses Werts. Sogar in der Ukraine, wo fast Krieg herrscht, kommt Raiffeisen International nur auf rund 30 Prozent Non-performing Loans. Waren also die früheren Verantwortlichen in der Hypo Trottel oder Verbrecher?


    Drei Milliarden Euro wurden aus diesem toxischen Gebräu aus faulen Krediten, substanzlosen Beteiligungen und nicht werthaltigen Sicherheiten schon realisiert. Nochmals drei Milliarden werden es werden. Dazu kommt noch eine Milliarde aus der Abwertung von Banktöchtern. Das Südosteuropa-Netzwerk in Slowenien, Serbien, Kroatien, Montenegro und Bosnien-Herzegowina betreut 1,2 Millionen Kunden in 280 Filialen. Es soll so rasch wie möglich verkauft werden. Laut Auskunft von Hypo-Sprecher Nikola Donig prüfen derzeit fünf ernsthafte Interessenten die Bücher und wollen bis 23. April verbindliche Angebote legen. Der Preis wird einen Bruchteil des Buchwerts von einer Milliarde Euro betragen. Und all das sind Zahlen, die auf der Hoffnung der Hypo-Manager beruhen. Andere Experten beziffern das Verlustpotenzial noch viel höher.

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    Aber wie kam es nun zu den aberwitzigen 8,5 Milliarden Euro, die unter der Rubrik Non-performing Loans stehen? Sie verteilen sich auf etwa 58.000 Einzelfälle in Italien und Kroatien (je 25 Prozent), Slowenien (elf Prozent), Österreich (neun Prozent) und den restlichen Ländern. Zum Großteil sind das Kontrakte, die weniger als jeweils 100.000 Euro ausmachen. Zirka 2700 Fälle bewegen sich in Größenordnungen von einer bis zu zehn Millionen, lediglich 280 Fälle stellen ein Risiko von über zehn Millionen dar. Das größte Einzelproblem, die Hotelanlage Skiper in Istrien, liegt bei etwas über 200 Millionen Euro. „All diese Geschäfte sind in der Not“,
    sagt Hypo-Vorstandschef Alexander Picker, „aber nicht zwangsläufig tot.“ Die Ursachen dafür lassen sich grob in fünf Kategorien unterteilen:

    • Verbrechen

    Das zehnköpfige Forensik-Team der Hypo, darunter auch der als Meinl-Gutachter bekannt gewordene Thomas Havranek, der mit seinem ausgeklügelten Netzwerk-Analyseprogramm namens „I2“ Millionen von E-Mails, Konten und Geldtransfers entflochten hat, untersuchte etwa 1200 Geschäftsfälle. Diese stehen im Verdacht von strafrechtlich relevanten Tatsachen, worauf obskure Konten in Liechtenstein, offensichtliche Bestechungen in Kroatien und Slowenien oder stinknormale Kreditbetrügereien hinweisen.


    Bisher wurden 85 Komplexe eingeklagt, davon 64 bei österreichischen Gerichten. Zur Anzeige gebrachte Schadenssumme: knapp eine Milliarde Euro. Auf der Liste der 110 Beschuldigten finden sich die üblichen Verdächtigen aus dem Ex-Management, etwa Wolfgang Kulterer oder Tilo Berlin, dazu ehemalige Polit- und Militärprominenz aus dem Balkan. „Aber was sollen wir denen noch wegnehmen“, klagt ein Jurist, „die meisten haben ja nichts mehr. Ich fürchte, dass wir nie einen finden werden, der die Milliarden von der Hypo im Koffer hat.“

    • Dreistigkeit

    Klar auf der Hand liegt, dass bis 2009 sehr sorglos Kredite vergeben worden sind. Sicherheiten wurden viel lascher geprüft als bei der Konkurrenz. Für die Mitarbeiter galt: Hauptsache ist der schnelle Abschluss. Gepaart war dieser lockere Geschäftsstil mit einer Portion Dreistigkeit. So gibt es Fälle, wo zwei Millionen Kredit für ein Grundstück gewährt wurden, das nur 900.000 Euro wert war. Wenn der Wirtschaftsprüfer eine bilanzielle Vorsorge verlangte, wurde flugs ein neuer Käufer gesucht, der drei Millionen für die Liegenschaft zahlte – wieder mit einem Hypo-Kredit. Wert der Sicherheit: immer noch 900.000 Euro.


    Die heutigen Hypo-Verantwortlichen sagen, dass den Non-performing Loans etwa 4,6 Milliarden Euro an Sicherheiten gegenüberstehen – meist Immobilien, andere Leasingobjekte oder Wertpapiere und Bürgschaften. Man hofft, die Hälfte dieser Summe lukrieren zu können, indem man diese Sicherheiten, so man überhaupt auf sie zugreifen kann, versilbert – was außerhalb der Bank als zu optimistisch eingeschätzt wird.

    • Faulheit

    Ein verdächtig hoher Anteil der zu erwartenden Verluste, nämlich ein Drittel, stammt aus Leasinggeschäften: etwa für Zirkuszelte, Kräne, Schiffe und Yachten, jede Menge Autos, Fabriken und Flugzeuge. Das liegt daran, dass für Leasing im Vergleich zu Krediten die Regulierung deutlich weniger streng ist.
    Die liberaleren Auflagen waren eine große Verlockung. „Außerdem hat schlicht auch Faulheit mitgespielt“, sagt ein Hypo-Mann: „Der Aufwand und die möglichen Wickel waren für Bankmitarbeiter bei Leasingverträgen viel geringer.“ Ein Haufen Kohle wurde in den Hoffnungsmärkten Kroatien und Slowenien vor allem mit Leasingverträgen versenkt. Bis zu je 200 Millionen sind dort in der Finanzierung von Hotel- oder Hafenanlagen – etwa in Split oder Zadar -, aber beispielsweise auch bei der slowenischen Einzelhandelskette Mercator oder bei Laško, der mächtigsten Brauerei des Nachbarlandes, versickert. Und natürlich in jeder Menge obskurer Geschäftsimmobilien ohne Straßenzufahrt, ohne Kanalanschluss und daher auch ohne Mieter.

    • Größenwahn

    Zur Mischung aus totaler Selbstüberschätzung, fachlicher Inkompetenz,
    krisenbedingt kollabierten Märkten, garniert mit einem Schuss krimineller Machenschaften, kam noch die wahnwitzige Expansion. Im Jahrestakt eröffnete die Hypo Niederlassungen in Südosteuropa bis hin zur Ukraine (2007). Möglich wurde das durch die Finanzierung über Anleihen, für die das von Jörg Haider beherrschte Kärnten die Haftung übernahm. Obwohl der Rechnungshof bereits 2003 laute Warnrufe von sich gegeben hatte, setzte sich der Größenwahn fort – eine Party im Glauben an eine nie versiegende Geldquelle. Kurz vor der Zwangsverstaatlichung 2009 waren es 21,5 Milliarden Haftungen. Von den 43,3 Milliarden Bilanzsumme waren gerade mal ein Fünftel Kundeneinlagen. Das Risikomanagement in der Hypo-Zentrale in Klagenfurt war weder in seiner personellen Besetzung, technischen Ausstattung noch fachlichen Expertise entsprechend mitgewachsen, um Kredit- und Leasingvergaben in 16 Ländern zu kontrollieren. Hypo-Aufsichtsrat Rudolf Scholten fiel dazu nur ein: „Sauhaufen!“

    • Pech

    Natürlich trug auch die Krise zur Misere bei. Zahlreiche Private und kleine Unternehmen konnten ihre Kredite nicht mehr bedienen, nachdem sie den Job oder Aufträge verloren hatten. Das gilt vor allem für Italien.

    Aber der bei Weitem überwiegende Teil an dem Supergau ist hausgemacht.

    —————————————————————————Aus dem per ÖVP-Amtsmissbräuche offenkundig verfassungswidrig agrar-ausgeraubten Tirolvom friedlichen Widerstand, Klaus Schreiner

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    373783_eEs besteht dringender Handlungsbedarf bei der staatlichen Aufsicht, den Prüf- u. Kontrollgremien und Instanzen! Eine Klage des Vorstandes und Aufsichtsrates wäre angebracht! Eine politische Entschuldigung bei allen Bürgern und sofortige Abkehr von den „bankendienlichen“ Regierungsanstrengungen auch!

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