Es werde Licht – die lange Nacht der Kirchen – Gastbeitrag von Johannes Weiss – geklaut aus:O) Wir sind Kirche.at Austria

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Es werde Licht und Frieden! 

Die lange Nacht der Kirchen   PDF Drucken E-Mail
20.05.2010, Johannes Weiss
Johannes Weiss besuchte am 28. Mai 2010 „Die lange Nacht der Kirchen“ in Wien. Hier sein Erfahrungsbericht.
Vom Graben spaziere ich in die Peterskirche, die ich erstmals voller Besucher sehe. Grund dafür ist wohl der Chor, der mit ethnozentrierten Liedern den hohen Kuppelbau stimmungsvoll füllt. Bewusst mache ich eine Runde und mache, was man mir im kleinen Kirchenführer empfiehlt: ich richte meinen Blick nach oben. Und tatsächlich, eine reiche, prunkvolle Kirche, deren zentrales Anliegen offenbar in der Marienverehrung und dem Mysterium der Dreifaltigkeit liegt, erschließt sich meinen Augen. Fett hervorgehoben in der Broschüre sind die Aufforderungen nach ehrfürchtigem Benehmen und pekuniären Gaben. Schon greife ich in Sack nach ein paar Münzen, als ich beim Hinausgehen darauf stoße, dass die Peterskirche zum Opus Dei bewirtschaftet wird. Ist das  nicht die Organisation, die in Spanien der Zwischenkriegszeit gegründet, eine übergroße Nähe zu Franco hatte, enge, machtvolle Vernetzungen in Wirtschaft und Politik aufbaute und bis heute eine extrem konservative Kirchenpolitik betreibt? Nun, ich lasse mein Geld im Sack, der nächstbeste Bettler, der unbeachtet vor der Kirchentüre steht, wird es nötiger haben.So wende ich mich zur Stefanskirche. Unversehens gerate ich in eine Discoworld. Das große Kreuz mit dem gepeinigten Jesus hängt mitten in einer Laserinstallation und blickt stumm in die Runde. Ob in Golgatha auch so ein Wirbel war? Rundum sitzen Menschen, die einen spirituell angehauchten Eindruck erwecken. Der Chorgesang und dichte Weihrauchschwaden verführen dazu, in sich zu gehen. Besinnung ist ob der vielfältigen öffentlichen Probleme bestimmt angebracht. Der Applaus für die Sänger ebbt ab, die Besucher verlassen die Stefanskirche. Ob sie Katholiken, Gläubige, Andersgläubige oder gar Heiden sind, ist nicht abzuschätzen; jedenfalls sind viele Touristen da.Leichter Nieselregen begleitet den Spaziergänger auf dem Weg in die Deutsche Ordenskirche. Mein Bruder Franzl heiratete dort in erster Ehe vor Jahrzehnten. Klein, fein und gepflegt. Schon möchte ich wieder spenden. Aber wie war des das eigentlich mit dem Deutschen Orden. Zog der nicht auch bei den Kreuzzügen mit, gab es da nicht die Unterwerfungsfeldzüge in den Osten des Reiches? Wird der caritative Wert des Deutschen Ritterordens mit einer derartig martialisch-materialistischen Geschichte nicht völlig entwertet. Es liegen verschiedene Informationsblätter auf. Über die blutige Missionstätigkeit und den Landraub des Deutschen Ordens finde ich nichts. Eine Gedenktafel für die meist tödlich endende Vertreibung der deutschen Bevölkerung aus Böhmen und Mähren stimmt mich nachdenklich, ist doch heute der Jahrestag des „Brünner Todesmarsches“, zu dem und anderen Massakern nach Kriegsende das offizielle Prag beharrlich schweigt; sichtlich hat man am Hradschin von Rom gelernt. Ich behalte mein Geld und wandere weiter.Was liegt näher, als einen Vergleich mit den Maltesern anzustellen. Deren Kirche ist ja nicht weit: sehr gepflegt. Das stimmungsvolle Bild der kaum besuchten Kirche wird von einem Paar getragen, das eine Lesung aus der Bibel hält. Mich interessiert die Geschichte der Malteser, tatsächliche finde ich einen Poster. Der allerdings beschäftigt sich mit der mießlichen Lage, in die der Malteserorden geraten ist, nachdem man sich sukzessive aus den eroberten Gebieten des Nahen Ostens zurückziehen musste; deren militärische Eroberung findet im Geschichtsverständnis der Malteser darin keinen Nachhall. Mit Halbwahrheiten befindet man sich auf sehr dünnen Eis, denn ich war nicht der Einzige, dem diese Geschichtsklitterung aufgefallen ist. Ich hoffe, dass derartige Unbedachtheiten nur passieren, weil einem die eigene Geschichtswahrheit so peinlich ist, dass man sie gerne vergessen machen möchte.Meinen Spaziergang möchte ich in der Michaelerkirche, die mir immer als ein Ort der Ruhe und Besinnung in Erinnerung erschien, beenden. Eine Baustelle empfängt mich. Da entsinne ich mich, dass es eine kleine Kapelle geben soll, die an den österreichischen Widerstand und  die Opfer der Konzentrationslager erinnert: ja, gleich rechts vom Eingang. Ein älterer Herr meditiert vor sich hin. Stille. Die Heilige Maria blickt auch hier herab. Ich folge ihrem Blick und finde ein Halbrelief, dem Maria milde zulächelt: Dollfuß. Dollfuß, erinnere ich mich, war doch jener Austrofaschist, der, heftig von Kardinal Innitzer akklamiert, das Parlament ausschaltete und der ein enges Machtbündis mit der Katholischen Kirche einging. Die Katholische Kirche erhielt für diesen Pakt auch den Lohn: Wer nach dem später unter Schussnigg unterzeichneten  Konkordat aus der Kirche austreten wollte, musste sich vorher einer Prüfung seines Geistes- und Gemütszustandes unterziehen. Mit schreckgeweiteten Augen fällt mir ein, dass es erst wenige Jahre her ist, als fast 500 Märtyrer und Priester im größten und raschesten Verfahren der Kirchengeschichte selig gesprochen wurden! Allesamt Franquisten, die im spanischen Bürgerkrieg getötet wurden.Ein kalter Schauer läuft mir über den Rücken und ich gewinne die Straße, die frische Luft, atme tief durch und blicke, so wie es mir am Anfang meines Spazierganges in der Peterskirche empfohlen wurde, nach oben. Dunkle Wolken verdüstern den Himmel: Wie lange wird die Nacht der Kirche noch dauern, die Rom ihren katholischen Mitgliedern zumutet, frage ich mich erschüttert!

Johannes Weiss, Stockerau, jweiss@utanet.at

Wahrlich ich sage euch: Es werde Licht! Es ist Zeit! Es ist soweit! Ha Ha

Aus dem per ÖVP-Amtsmissbräuchen verfassungswidrig agrar-ausgeraubten Tirol, vom Widerstand, Klaus Schreiner

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