★★★ Widerstandsberichterstattung über die herrschenden, demokratischen Um- bzw. Zustände ★★★
Finanzmarkt- und Konzernmacht-Zeitalter der Plutokratie unterstützt von der Mediakratie in den Lobbykraturen der Geld-regiert-Regierungen in Europa, Innsbruck am 11.07.2015
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Aus dieser Quelle zur weiteren Verbreitung entnommen: https://www.fischundfleisch.com/blogs/politik/gedanken-zum-11-juli-1995-srebrenica.html
Gedanken zum 11. Juli 1995 – Srebrenica
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Aus dieser Quelle zur weiteren Verbreitung entnommen: http://orf.at/stories/2288061/2288025/
Gespaltenes Land
Die Verhaftung des früheren Kommandanten Naser Oric, die Frage nach dem Genozid und eine geplante UNO-Resolution stehen im Mittelpunkt der Debatte, die zeigt, wie sehr das schlimmste Massaker auf europäischem Boden seit Ende des Zweiten Weltkriegs die Geister weiterhin scheidet. Zuletzt wehrte sich Serbien gegen eine geplante UNO-Resolution, die das Massaker scharf verurteilt und eine Anerkennung des Genozids als „Voraussetzung für die Versöhnung“ der ehemaligen Kriegsparteien in Bosnien und Herzegowina bezeichnet.
Parlamentarier der serbischen Volksgruppe waren dagegen, da sie die Erklärung für „serbenfeindlich“ halten. Der serbische Außenminister Ivica Dacic warnte laut der serbischen Tageszeitung „Vecernje novosti“ vor einer „unabsehbaren und langfristig negativen Auswirkung“ dieser Erklärung auf den Stabilisierungsprozess in der Region. Russland hatte einen Gegenentwurf vorgelegt, in dem der Genozid nicht erwähnt wird, und lehnte die Resolution ab.
APA/EPA/Fehim Demir
Nicht anerkannter Genozid
Die Auseinandersetzung ist symptomatisch für den Umgang mit dem Massaker von Srebrenica. So wird der Begriff „Völkermord“ in Serbien 20 Jahre danach weiter hartnäckig vermieden, auch wenn die brutale Ermordung Tausender Bosniaken sowohl vom Internationalen Tribunal für Kriegsverbrechen im einstigen Jugoslawien (ICTY) als auch vom Internationalen Gerichtshof (IGH) als Genozid qualifiziert wurde. Obwohl heute fast jede Stunde der Geschehnisse von Srebrenica genau rekonstruierbar ist, wirft das Kriegsverbrechen noch immer viele Fragen auf, vor allem jene, wie es so weit kommen konnte.
Am 11. Juli 1995 hatten bosnisch-serbische Truppen der selbst ernannten „Republika Srpska“ unter der Führung von Militärchef Ratko Mladic die ostbosnische muslimische Stadt eingenommen. Tausende der bosniakischen Einwohner flohen nach Potocari, dem nördlichen Nachbarort, um auf dem Gelände der dort stationierten UNO-Blauhelme Schutz zu suchen.
AP
Vor den Augen der Blauhelme
Denn zu jenem Zeitpunkt galt die Enklave als UNO-Schutzzone. Trotzdem ermordeten die bosnisch-serbischen Truppen vor den Augen der niederländischen UNO-Soldaten etwa 8.000 bosniakische, muslimische Männer. Die Männer wurden in Potocari von Frauen, Kindern und Älteren selektiert und nach Bratunac transportiert. Die meisten von ihnen wurden in Massenexekutionen getötet.
Die Frauen wurden nach Tuzla vertrieben. Die Ortschaft stand damals unter Kontrolle der muslimischen Truppen. Mladic hatte bei der Ankunft in Srebrenica serbischen Medien gegenüber die „Rache an den Türken“, wie die Muslime abfällig genannt wurden, verkündet. Viele Leichname der Opfer von Srebrenica wurden nach dem Kriegsende in zahlreichen Massengräbern gefunden, nach etwa 1.000 wird nach wie vor gesucht.
Die Rolle und Mitverantwortung der UNO am Massaker wird kontrovers diskutiert und ist bis heute nicht geklärt. Wie die deutsche Tageszeitung „Die Welt“ berichtete, hätten die Vereinten Nationen schon frühzeitig über die Brutalität der serbischen Milizen in Srebrenica Bescheid gewusst. Auch der britische „Guardian“ erhebt schwerwiegende Vorwürfe: Die UNO hätte Srebrenica für ihre Friedensbemühungen geopfert und ein Kriegsverbrechen in Kauf genommen.
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA
Geplante Aktion: „Atmosphäre der Unsicherheit“
Die Einnahme von Srebrenica wurde lange im Voraus vorbereitet: In einer Anordnung des bosnisch-serbischen Präsidenten Radovan Karadzic vom März 1995 hieß es unter anderem: „Durch alltägliche geplante und überlegte Kampfaktionen gilt es, eine Atmosphäre der totalen Unsicherheit, der Unerträglichkeit und Aussichtslosigkeit auf eine weitere Existenz und Leben in Srebrenica zu schaffen …“
Karadzic und Mladic wird seit Jahren vor dem UNO-Tribunal der Prozess gemacht. Sie wurden in elf Punkten angeklagt, darunter Völkermord, Kriegsverbrechen und Verbrechen gegen die Menschlichkeit. Die Urteile stehen noch aus. Ihre Verantwortung für das Massaker gilt als unbestritten, ihre Motivation liegt hingegen im Dunkeln.
APA/EPA
Der Fall Oric
Oft wird die Massenexekution der Männer und Buben von Srebrenica als Racheakt der Serben gedeutet. Denn seit dem Ausbruch des Bosnien-Krieges im Frühjahr 1992 griffen in Srebrenica stationierte bosniakische Kämpfer wiederholt serbische Dörfer in der Umgebung an. Serbische Quellen registrierten Angriffe auf 79 Dörfer und Siedlungen. Tausende Einwohner wurden in die Flucht getrieben, mehrere hundert Zivilisten ermordet.
Für diese Angriffe wird der ehemalige Kriegskommandant von Srebrenica, Oric, verantwortlich gemacht. Seine Verhaftung im Juni in der Schweiz sorgte für weitere Misstöne in der Beziehung zwischen Serbien und Bosnien-Herzegowina. Weil Oric auf Grundlage eines serbischen Haftbefehls festgenommen worden war, hatte sich der Bürgermeister von Srebrenica geweigert, einen serbischen Vertreter zur Gedenkfeier einzuladen. Oric wird in Bosnien teilweise als Held verehrt. Die Auslieferung Orics an Bosnien machte den Weg schließlich aber frei für eine Einladung an den serbischen Präsidenten Tomislav Nikolic.
50.000 Menschen erwartet
Zur Gedenkfeier am Samstag in Potocari werden etwa 50.000 Menschen erwartet. Einstige Einwohner der ostbosnischen Kleinstadt werden nicht nur aus anderen Landesteilen, wo sie in den letzten Tagen des Krieges eine Zuflucht gefunden hatten, sondern aus rund 40 verschiedenen Staaten anreisen.
Programmhinweis:
ORF III zeigt die sechsteilige ORF/BBC Dokumentation „Bruderkrieg – der Kampf um Titos Erbe“ über den Krieg in Ex-Jugoslawien. An zwei Samstagen (11. Juli und 18. Juli) werden ab 20.15 Uhr jeweils drei Folgen der preisgekrönten Dokumentation aus dem Jahr 1995, die den Zerfall Jugoslawiens und die Chronologie der anschließenden Jugoslawien-Kriege bis zum Dayton-Abkommen im Jahr 1995 beschreibt, ausgestrahlt.
Ein Konvoi mit den sterblichen Überresten von 136 Opfern des Massakers brach am Donnerstag Richtung Srebrenica auf. Begleitet von Polizeiautos fuhr ein Lastwagen mit den 136 Särgen im bosnischen Visoko los. Hunderte Menschen, darunter Angehörige der Opfern, waren beim Start des Konvois dabei. Die Leichname sollen an der Gedenkstätte beigesetzt werden. Bereits am Mittwoch begannen die Feierlichkeiten mit dem „Marsch des Todes – Weg der Freiheit“. Rund 5.000 machten sich vom Dorf Nezuk bei Tuzla auf den Weg nach Srebrenica. Der 100 Kilometer lange Marsch führt über jene Route, auf der die Bewohner Srebrenicas im Juli 1995 aus ihrer Heimatstadt vor den bosnisch-serbischen Truppen geflohen waren.
Auch Serbiens Präsident nimmt teil
Zur Gedenkfeier haben die Präsidenten Sloweniens, Kroatiens und Montenegros – Borut Pahor, Kolinda Grabar-Kitarovic und Filip Vujanovic – ihr Kommen angekündigt. Serbiens Staatschef Nikolic erklärte sich nach einer anfänglichen Absage mittlerweile ebenfalls bereit, den Opfern des „schrecklichen“ Verbrechens seine Ehre zu erweisen. Auch der serbische Regierungschef Aleksandar Vucic nimmt an der Gedenkfeier zum 20. Jahrestag des Völkermordes teil. Voraussetzung für die Reiseentscheidung war offenbar, dass die geplante UNO-Resolution, in der das Massaker von Srebrenica als Völkermord bezeichnet wird, im Sicherheitsrat nicht abgesegnet wurde.
Für Österreich nimmt Nationalratspräsident Karlheinz Kopf (ÖVP) als offizieller Vertreter an den Gedenkfeierlichkeiten teil. „Das Massaker von Srebrenica ist ein Mahnmal, eine Warnung, dass auch im heutigen Europa noch kriegerisches Handeln und menschenunwürdiges Verhalten möglich sind, wenn dem Hass nicht rechtzeitig entgegengewirkt wird“, so Kopf vorab in einer Aussendung. Es gebe „keine friedenspolitische Alternative zum europäischen Integrations- und Einigungsprozess“.
Links:
- Massaker von Srebrenica (Wikipedia)
- Bosnien-Krieg (Wikipedia)
- Ratko Mladic (Wikipedia)
- Radovan Karadzic (Wikipedia)
- Naser Oric (Wikipedia)
- „Vecernje novosti“
- „Welt“-Artikel
- „Guardian“-Artikel
- ICTY
- IGH
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